1.Der Underdog | 2.Generation Y | 3.Das Geld hinter VICE
4.Das Netzwerk | 5.Obama und Shane Smith | 6.Her mit der Rendite
DAS GELD HINTER VICE
Der wohl populärste im Bunde ist Century Fox Mann Rupert Murdoch. Der Medientycoon ist seit 2013 mit 70 Mio. US Dollar an VICE beteiligt. Genau der Rupert Murdoch, der 2007 auf dem World Economic Forum in Davos einräumte, die öffentliche Meinung über sein Medienimperium aktiv zu beeinflussen, damit George W. „Ich habe ein Problem ohne Alkohol“ Bush in Ruhe Bomben auf den Irak schmeißen kann.
Sein Interesse an VICE: „...interest Millennials who don't read or watch established Media.”
[Millennials ist ein anderer Begriff für die Generation Y und diese sollen wieder interessiert also erreicht werden, da sie die etablierten Medien nicht konsumieren.]
70 Mio. Dollar sind jetzt noch nicht die Welt. Denn VICE unterhält neben New York noch 35 weitere Büros rund um den Globus, beschäftigt an die 1000 feste Mitarbeiter, deren Löhne regelmäßig ausbezahlt werden müssen.
Eine weitere Finanzspritze kommt von A&E Network im Jahr 2014 – stolze 250 Millionen Dollar.
Kabelbesitzern wird A&E Network aus der Programmliste ein Begriff sein. Hinter dem Konzern steht kein geringerer als Disney (42%), NBC (16%) und Hearst Corporation (42%). Letzt genanntes Unternehmen ist mit 50% Eigentümer an der Ratingagentur Fitch.
Richtig – Fitch! Genau die Ratingagentur die mit einem PDF dafür sorgen kann, daß Unternehmen und Staaten in schwerste finanzielle Turbulenzen geraten. Was dann auch Auswirkungen auf dein ganz persönliches Leben hat. Sie können in dein Leben eingreifen, ohne dich auch nur einmal anfassen zu müssen. Ist diese Macht demokratisch legitimiert? Nein! Macht VICE mit denen Geschäfte? Die Antwort kannst du dir selbst geben!
Nochmal 250 Millionen Dollar buttert Technology Cross Venture ebenfalls 2014 in VICE.
Dabei ist das Ansinnen von TCV vollkommen legitim. Geld rein, Rendite raus, so wie bei jedem Private Equity oder Venture Capital Fonds. Und deren Hauptaugenmerk liegt bestimmt nicht auf Geld irgendwo reinstecken, damit irgendein Weltbild publiziert wird. Und wenn, dann schon gar nicht deines! Denn am Ende des Tages zählt für sie nur: Rendite!
Doch bereits lange zuvor im Jahr 2011 sorgte ein Investmentdeal für viel Aufsehen in der Fachwelt. Das Engagement des mittlerweile ehemaligen Viacom Co-Präsident und CEO von MTV Network Mr. Tom Freston. Zusammen mit den dir eher unbekannteren Namen WPP und Raine Group. Über die tatsächliche Summe, die die 3 Parteien VICE zur Verfügung stellten, schweigt man sich aus. Der Anteil von WPP beläuft sich laut eigenen Aussagen auf mittlerweile 300 Mio. US Dollar. Und Viacom und MTV Network sind im Hause VICE keine Unbekannten. Bereits seit 2007 sind sie dort bestens verankert, um u.a. die VICE Videoplattform VBS.tv nach vorne zu bringen. 2007 – das Jahr in dem auch Gavin McInnes gerne seinen Hut nehmen wollte.
Und wer sind WPP und Raine Group?
Raine Group ist darauf spezialisiert, Investorenkapital über Fonds und Hedgefonds in Medienprojekten unterzubringen. Die Raine Group wurde 2009 von dem ehemaligen Goldman Sachs Partner Joseph Ravitch und UBS Senior-Banker Jeffrey Sine gegründet.
Um eine Vorstellung zu haben, in welchen Dimensionen sich die Raine Group bewegt. Ihr Wachstumsfonds Raine Partners 1 sammelte etwa 475 Mio. Dollar ein. Raine Partners 2 muß schon an die 850 Mio. Dollar an investitionswilligen Kapital durch die Gegend schleppen. Raine Group klingt für dich dennoch ziemlich schnöde und langweilig? Dann schau dir mal WPP an.
Bei WPP wird es richtig hot. Hier kommt der Bismarck der Werbeindustrie, die Kanone von Navarone. Ein Konzern wie ihn auch ein Silvio Berlusconi nicht hätte besser bauen können. Applaus für WPP und Sir Martin Sorrell.
WPP steht eigentlich für Wire and Plastic Products. Doch mit der Herstellung von Einkaufskörben hat das Unternehmen seit der Übernahme durch Sir Martin Sorrell im Jahr 1985 nichts mehr zu tun.
Wire and Plastic Products ist Werbedienstleister und Medienkonzern in einem. Er verbindet Industrie mit Werbeagenturen, den dazugehörigen Verbreitungskanälen und natürlich ist auch noch Platz für investitionswilliges Kapital. Mit diesem Konzept war das Unternehmen 2011 größter Werbedienstleister der Welt. Die deutsche Werbeagentur Scholz und Friends ist bereits Bestandteil des WPP Verbundes aber auch die amerikanische Blue State Digital, die Obamas Internetwahlkampf entwickelte.
WPP lieferte zum Beispiel das Kapital für so geistreiche cineastische Ergüsse wie Borat, Bruno oder Ted. Aber auch für die Netflix-Serie House of Cards. An Netflix wiederum ist Technology Cross Venture beteiligt. Schau an, wie klein die Welt doch ist.
Was sich WPP von einem Investment wie in VICE verspricht, beschreibt es wie folgt:
“...these relationships enable WPP’s companies to help their clients market their brands to difficult to reach audiences with content that cuts through the clutter and is tailored to audiences that prefer to engage across multiple screens and devices.”
[WPPs Firmen also Werbeagenturen sollen dadurch ihren Kunden wieder die Möglichkeit eröffnen, schwer zu erreichendes Publikum mit maßgeschneiderten Inhalten ansprechen zu können.]
Da kann Shane Smith in Interviews noch so sehr beteuern, daß bei VICE noch nicht ein einziger Beitrag irgendeiner kommerziellen Marke auf den Leib geschrieben worden ist. Wenn dem so wäre, dann wäre VICE nicht nur für WPP vollkommen uninteressant.
Und Sir Martin Sorrell hat viel Arbeit für VICE im Gepäck. Laut seiner Aussage warten seine Klienten mit Aufträgen im Volumen von erneut 250 Mio. Dollar an „maßgeschneiderter Inhalten“, die er alle über VICE abwickeln möchte. Darunter fallen dann Firmen wie Nike, General Electric, Red Bull, Heineken. Alle drängt es, wie Vorreiter Intel über VICE an die Generation Y verbreitet zu werden. Intel selbst hat für die Präsenz über das Creators Project schon seit 2010 einen Multi-Millionen Tankschlauch an VICE montiert.
Und bei VICE entdeckt man noch weitere Marken, die gerne und bereitwillig vertreten werden: Microsoft, Lenovo, North Face, Ray Ban. Gerade der Brillenhersteller wird demnächst eine interessante Rolle bei der journalistischen Ethik von VICE spielen.
Vielleicht glaubst du jetzt immer noch, daß trotz dieser Ansammlung an geldgebender Finanzelite VICE dazu bestimmt ist, die Verbreitung deiner jugendlich naiven Weltsicht zu sichern. Und das den Haien des Kapitals eine moralisch bessere Welt oder gar deine Wahrheit am Herzen liegt. Der Trugschluß bleibt dir überlassen.
Zumindest sollte aber jetzt verständlich sein, warum der VICE Bericht OCCUPY WALLSTREET die Bewegung mit folgenden Worten charakterisiert:
„Ein Haufen dreckiger Hippie-Besetzer…, Können weder legale Strukturen noch Zelte aufbauen…“
Wer jetzt glaubt, wow da hat sich aber eine illustre Gurken-Truppe hinter VICE versammelt; sorry: Das war längst noch nicht alles! Für echte kommerzielle Schlagkraft braucht man nicht nur Geld sondern auch wohlgesinnte Türöffner.
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VICE - Die Hardcore Kapitalisten vom linken Rand
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