Die drei Hauptirrtümer der Zinskritiker

 

Zusammenfassung in Kürze

Durch Oliver Janich, Gründer der PdV, Buchautor und Journalist, dessen aktuelles Werk "Die Vereinigten Staaten von Europa" ich nur wärmstens jedem ans Herz legen und das man in seiner Präzision fast schon in den Bereich der Standardwerke mit aufnehmen kann. (VC)

Oliver Janich: Da jemand meinen Vortrag auf der Geldwerkstatt-Konferenz hochgeladen hat und die Tonqualität relativ schlecht ist, hier in aller Kürze die drei größten Irrtümer der Zinskritiker:

1. Der Zins ist nicht gedeckt

Doch, durch die Wertschöpfung. Beispiel:

a) Ich habe 100 Einheiten Gold und einen Baum. Gold ist nichts wert, da der Baum nichts wert ist.

b) Ich stecke Arbeit rein und zersäge den Baum und verwende ihn als Brennholz: Die 100 Goldeinheiten sind soviel wert, wie den Leuten Brennholz wert ist, beispielsweise 10 Euro (nur als Illustration, also in heutigem Geld ausgedrückt).

c) Ich stelle aus dem Holz Stühle her. Die sind den Leuten 100 Euro wert. 100 Goldeinheiten entsprechen dann 100 Euro. Die Zinsen sind also durch die Arbeit gedeckt. Wenn ich mir also Geld für den Baum und eine Säge geliehen hätte, wäre der Zins dafür durch den höheren Wert des Goldes gedeckt (in der nächsten Zeitperiode). Um sich das besser vorstellen zu können: Der Kreditnehmer gibt dem Goldverleiher das Gold zurück plus einen Stuhl als Zinsen. Durch technischen Fortschritt muss man immer weniger körperliche Arbeit reinstecken, wir müssten alle weniger arbeiten beziehungsweise werden entsprechend dem Produktivitätsfortschritt immer reicher.

2. In jedem Produkt stecken 40% Zinsen.

Nein, im Produkt stecken nur die Herstellungskosten. Die Frage der Finanzierung ist davon getrennt zu betrachten. Beispiel:

Investition: 10 Millionen. Gewinn: eine Million. Mein Unternehmen ist 100 Millionen Euro wert (zb. an der Börse).

a) Ich finanziere mit Eigenkapital, gebe also 10% der Anteile für 10 Millionen ab.

Gewinn auf die 10 Millionen Eigenkapital für die Investition: 10%.

Niemand würde behaupten: In dem Produkt “stecken” zehn Prozent abgegebene Unternehmensanteile.

b) Ich nehme 9 Millionen Fremdkapital zu 5% auf.

Gewinn = 1 Million – Zinsen 450000 = 550000. Aber ich habe nur 1 Million Eigenkapital (und 9 Millionen FK) eingesetzt. Gewinn auf das Eigenkapital: 55%

Der Kreditnehmer hat hier also den Vorteil, nicht der “böse Mensch”, der Zinsen verlangt. Dafür erhöht sich für den Unternehmer das Risiko, pleite zu gehen. In unserem monopolistischen Geldsystem ist der Zins meist zu niedrig, weil es durch die Geldschöpfung ein höheres Geldangebot gibt und die Zentralbanken den Zins künstlich niedrig halten. Es kommt zur Investition in Projekte, die eigentlich gar nicht rentabel sind. Es kommt zur Krise (Bust). Ohne die zentrale Zinssteuerung würden nur einzelne Unternehmen pleite gehen, die sich verrechnen, so aber gehen flächendeckend Unternehmen pleite, weil sie das falsche Zinssignal erhalten haben. Nur die besonders rentablen überleben, deren Investitionen sich auch bei höheren Zinsen gerechnet hätten.

3. Joseph-Pfennig (nicht im Video)

Behauptung: Ein Cent zur Zeit von Joseph angelegt, wäre heute mehr Geld wert als es gibt. Falsch, denn in einer freiem Marktwirtschaft gibt es keine festen, risikofreien Zinsen (wie Staatsanleihen). Für den Zinseszinseffekt muss das gesamte Kapital wieder angelegt werden. Da nicht alle Investitionen gut gehen, wäre Joseph bei der ersten Fehlinvestition pleite. Deshalb gibt es diese Familie Joseph auch nicht.

Zinseszinseffekt bei einem Unternehmen existiert nicht, weil der Unternehmer das Fremdkapital immer wieder aus dem Gewinn zurückzahlt. Würden Sie es nicht tun, würde die Verschuldung auf 100% anwachsen. Tatsächlich passiert das. Aber dann ist nicht der Zins schuld, sondern die Tatsache, dass der Unternehmer falsch investiert hat. Er geht pleite und die Kreditgeldmenge verschwindet wieder. Bei richtig kalkulierenden Unternehmen liegen die Dividenden über den Betrag der Zinszahlungen.

Staaten aber zahlen nie zurück und schöpfen auch keinen Wert. Hier schlägt der Zinseszinseffekt voll zu und jeder Staat geht irgendwann bankrott. Auch deshalb gibt es  die reiche Josephsfamilie nicht. Es gibt aber die reichen Bankiersfamilien, die von der Geldschöpfung aus dem Nichts profitieren. Das sind die psychopathischen Herren des Geldes, die sich den Staat kaufen können. Daher nenne ich unser System in meinem neuen Buch: pathologische Plutokratie, die Herrschaft der Psychopathen.

Einzige Lösung: Staat abschaffen. Dann kann niemand gekauft werden und niemand kann gezwungen werden, dieses Schwundgeld zu benutzen.

Hier der Vortrag, in dem ich erkläre, woher die Zinsen kommen:

Quelle: Oliver Janich.de

Wer gute Nerven hat, dem kann ich auch folgendes Streitgespräch zwischen Oliver Janich und Pedram Shahyar empfehlen, einem Mann der in jüngster Zeit wieder aufgefallen ist (ursprünglich von Attac und Ultra-Neu'Kommunist') durch seine Auftritte bei den sogenannten Montags Mahnwachen, die zunehmend erfolgreich von den Ultras gekapert wurden und damit leider in eine Richtung abdriften die wir schon all zu oft im zentralistischen Deutschland nach Bismark hatten.

 

Die Auseinandersetzung mit diesen Themen halten wir deswegen für wichtig, da man seine 'Gegner' kennen muss.
Pedram muss man zumindestens zugute halten das er zum Gespräch mit Oliver bereit war, etwas das z.B. Ken Jebsen bislang leider abgelehnt hat.